Du sitzt abends am Tisch, die Kinder spielen im Wohnzimmer, der Hund döst zufrieden. Plötzlich hörst du im Radio von einem Blackout, Apotheken schließen wegen Stromausfall, Krankenhäuser sind überlastet. Da willst du nicht auf dem Trockenen sitzen, vor allem nicht, wenn jemand in der Familie dringend Medikamente braucht. Krisen treffen meistens unerwartet – und dann geht es oft um Minuten, gar Sekunden. Was tun, wenn Notfallmedikamente fehlen? Wer einmal im Winter auf einer vereisten Straße stand und seinem Kind Fieberzäpfchen gönnen wollte, weiß: Die Zeit für Vorbereitung war gestern. Exakt darüber reden wir heute.
Warum Medikamente in Notfällen Leben retten können
Viele Leute denken bei „Notfall“ erstmal an Stromausfall und Kerzen – klar, wichtig. Aber an Medikamente? Die geraten fast immer ins Hintertreffen, obwohl sie gerade dann überlebenswichtig sein können. Fakt ist: Statistisch gesehen ist etwa jeder vierte Erwachsene in Deutschland dauerhaft auf mindestens ein verschreibungspflichtiges Medikament angewiesen. Wenn die Versorgung abrupt ausfällt, wird aus einer Krankheit schnell Lebensgefahr. Diabetes, Asthma, Herzkrankheiten – alles Krankheiten, bei denen Minuten über Leben und Tod entscheiden können, sollte das Medikament fehlen.
Besonders riskant sind Notfälle für Menschen mit chronischen Krankheiten oder Kinder: Zara neigt etwa zu Fieberkrämpfen, da ist das Fieberzäpfchen für mich Pflicht. Auch Felix ist allergisch gegen Bienenstiche. Ohne Notfallset (Adrenalin-Autoinjektor) riskiere ich sein Leben. Aber woran denken wir sonst? Antibiotika? Schmerzmittel? Alles schön und gut – aber was ist mit Insulin für Diabetiker, Asthmasprays oder Blutverdünner? Es reicht eben nicht, einfach nur ein paar Kopfschmerztabletten im Haus zu haben.
Im Katastrophenfall sind Apotheken oft schnell leergekauft, Notdienste überlastet oder gar nicht erreichbar. Besonders heikel wird es, wenn die Infrastruktur ausfällt: Strom weg, Internet tot, keine Telefonverbindung – schon kann der Notruf wertlos werden. Genau dann zeigen sich die Vorteile einer privaten Notfallapotheke.
Ein dramatisches Beispiel aus dem Ahrtal 2021: Nach der Flutkatastrophe waren Apotheken tagelang nicht erreichbar, Medikamente wurden mit Helikoptern eingeflogen. Viele Patienten, meist ältere Leute, mussten improvisieren – oder Nachbarn halfen sich mit Tablettenteilungen aus. Ein Risiko, denn die Dosierung stimmt dann oft nicht.
Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel dauert es im Schnitt nur drei Tage, bis Lagerbestände in Apotheken und Kliniken knapp werden, wenn die Nachversorgung ausbleibt. Diese drei Tage entscheiden viel öfter als die meisten meinen.
Die wichtigsten Medikamente und wie du sie sinnvoll lagerst
Hand aufs Herz: Wer weiß wirklich, welche Medikamente zu Hause wichtig sind? Jeder Haushalt sieht anders aus. Grundsätzlich gilt: Nimm die Packungsbeilagen deiner Familienmitglieder, schau auf Vorerkrankungen, Allergien und regelmäßige Medikationen. Der Notfallapotheken-Klassiker – Verbandszeug und Desinfektion – muss dabei sein, klar. Aber es geht weiter: Fieber- und Schmerzmittel, Durchfallmedikamente, Salzlösungen gegen Dehydrierung und auch ein Notfallmedikament für Anaphylaxie, wie ein Adrenalin-Pen.
Brauchst du noch mehr? Wer Kinder hat, sollte unbedingt an altersgerechte Fieberzäpfchen, Elektrolytlösungen und eventuell Inhalationsmittel denken. Für Senioren oder Menschen mit demenziellen Erkrankungen sind Medikamente gegen Bluthochdruck, Demenzmittel oder Blutverdünner zentral.
Noch wichtiger: Denke an individuelle Dauermedikamente. Die solltest du, exakt abgezählt, für mindestens zwei Wochen parat haben – mit Reserve nach Absprache mit dem Arzt. Medikamente im Kühlschrank wie Insulin oder bestimmte Tropfen liegen idealerweise im mittleren Fach, nicht zu nah am Gefrier- oder Kühlteil.
Eine häufige Frage: Wie lange sind Medikamente überhaupt haltbar? Laut Stiftung Warentest kannst du viele Tabletten oder Kapseln noch Monate nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verwenden, wenn Geruch, Farbe und Konsistenz passen – aber Vorsicht bei flüssigen Präparaten, Zäpfchen oder Augentropfen.
Pharmazeutika im Notfall sollen aber nicht nur gelagert, sondern auch richtig dokumentiert werden. Führe eine Liste über deine Vorräte: Name, Dosierung, Verwendungszweck, Haltbarkeitsdatum. Digital oder klassisch auf Papier – Hauptsache, sie ist griffbereit.
Wenn Haustiere wie Balu dazugehören: Auch für Hunde oder Katzen gibt es eigene Notfallmedikamente, zum Beispiel gegen Zeckenbisse, Allergien oder Magen-Darm-Probleme. Einen „Kraftakt“ zeigt erst der echte Notfall: Wer hat dann an alles gedacht?
Profi-Tipp: Kontrolliere dein Notfall-Medikamentenlager mindestens zweimal jährlich. Alles, was abläuft, wird ersetzt, alles was fehlt, wieder aufgefüllt. Das geht schnell, wenn du den Überblick hast.

Wichtige Fakten zur Medikamentensicherheit in Krisenzeiten
Medikamente helfen nur, wenn sie sicher gelagert und richtig eingenommen werden. Das Robert Koch-Institut weist ausdrücklich darauf hin, dass Fehler bei der Lagerung die Wirksamkeit beeinträchtigen oder sogar gefährlich machen können. Am häufigsten kommt es zu Problemen, wenn Medikamente Hitze, Frost oder Licht abbekommen.
Die optimale Lagerung liegt meist bei 15 bis 25 Grad, möglichst trocken und dunkel. Badezimmer sind denkbar ungeeignet, weil Feuchtigkeit die Arzneimittel schnell schädigt. Noch blöder ist es, wenn Tablettendosen neben der Kaffeemaschine stehen – Hitze ist der Todfeind vieler Wirkstoffe.
Was tun, wenn der Strom ausfällt? Kühlschränke tauen dann mit der Zeit auf. Halte dann Insulin, Tropfen oder Zäpfchen in einer Kühltasche mit Kühlakkus (vorher einfrieren) länger stabil. Pro-Tipp: Ein Notfallthermometer in der Medikamentenbox zeigt an, ob es zu warm geworden ist.
Kinder sind da Unterschätzungsmeister: Medikamente bitte immer außerhalb der Reichweite und vorzugsweise in abschließbaren Behältern lagern. "Medikamentenvergiftungen sind der häufigste Grund für Vergiftungsnotrufe bei Kindern in Deutschland", warnt der Giftnotruf Berlin.
Lockdowns, wie wir sie bei Corona erlebt haben, können auch Lieferengpässe für spezielle Medikamente verursachen. Eine kleine Reserve sichert dann die Versorgungslücke, bis Nachschub organisiert ist. Denk daran: Ärzt*innen dürfen bei medizinischer Notwendigkeit Mehrfachrezepte ausstellen – einfach fragen, die Bereitschaft ist seit Pandemiezeiten höher.
Wenn keine medizinische Hilfe in Sicht ist, helfen Notfallratgeber, die du als Buch oder App schon vorher klar machen solltest. Da gibt es praktische Tools wie die „DGUV Ersthelfer App“ oder den Ratgeber „Erste Hilfe bei Kindern“ von der Stiftung Warentest – allesamt auch offline nutzbar.
Echte Profis sprechen übrigens offen mit Nachbarn oder Freunden mit ähnlichen Vorräten und Erkrankungen. So ergibt sich ein loses Versorgungsnetz, falls jemand ausfällt oder seine Reserve aufgebraucht ist. Das hat sich nach dem Hochwasser in Bayern mehrfach bewährt.
Wie sicher sind abgelaufene Präparate? Das Bundesinstitut für Arzneimittel erklärt hierzu:
Minderungen der Wirksamkeit oder verstärktes Auftreten von Nebenwirkungen sind nach Ablauf des Verfallsdatums grundsätzlich nicht auszuschließen. Die Einnahme liegt also immer in der Eigenverantwortung.
Vorsorge, Listen und smarte Tricks für Familien
Wer heute an Morgen denkt, schläft ruhiger. Bei uns liegt eine Mappe in der Küchenlade: Medikamente, Dosierungen, Rezepte, Notfallnummern. Die drucke ich saisonal zweimal pro Jahr neu aus. Hilft das wirklich in der Praxis? Und wie funktioniert der Vorrat mit Kindern, Haustieren, Älteren?
Stell dir vor, Zara bekommt nachts starkes Fieber, das Telefon streikt. Such in der Mappe: Zäpfchen, Dosierung, Notfall-Fieberprotokoll. Gleiches gilt, wenn Felix von einer Biene gestochen wird – Adrenalin-Spritze raus, alle Schritte stehen auf der Notfallkarte. Wer sich vorab Notizen macht, spart im Ernstfall wertvolle Zeit und Nerven.
Ein clever strukturierter Medikamentenplan für die Familie könnte so aussehen:
- Name und Geburtsdatum der Familienmitglieder
- Regelmäßige und Bedarfsmedikamente
- Dosierungen und Einnahmezeiten
- Unverträglichkeiten/Allergien
- Lagerort, Haltbarkeitsdatum
- Kurzbeschreibung für Notfälle (z.B. Allergieausweis, Diabetikerausweis)
Digitale Tools wie die „ApothekenApp“ bieten Erinnerungen fürs Nachkaufen, Warnungen bei Wechselwirkungen und Scanner-Funktion für Beipackzettel. Wer Technik scheut, nutzt einfach Listen in Papierform, die im Notfall-Rucksack dabei sind.
Bei Haustieren gibt’s Extras: QR-Code am Halsband, auf dem die Medikationsdaten liegen – das kann im Tiernotfall entscheidend sein, besonders wenn Balu mal einen Giftköder schnappt. Bei Katzen reicht oft ein Zettel in der Transportbox.
Wichtig beim Einkauf: Kontrolliere die Verschreibungs- und Lagerpflicht! Nicht jedes Medikament ist einfach legal zu bevorraten. Insulin, Blutdrucksenker, spezielle Injektionslösungen gibt’s nur auf Rezept. Aber dein Hausarzt zeigt Verständnis, wenn du freundlich nach einer Reserve fragst und erklärst, wieso. Kommunikation hilft, Panik und Engpässe zu vermeiden.
Tu dich mit Nachbarn zusammen: Wer weiß, welche Familien welches Knowhow oder Vorräte haben? Kleine Notfallgemeinschaften können enorm helfen – und vielleicht hast du selbst schon davon profitiert, als du mal ein Pflaster gebraucht hast und die Apotheke zu war. Erkläre auch deinen Kindern, dass Medikamente wertvoll und kein Spielzeug sind – so gibt’s weniger Gefahr im Alltag und weniger Stress im Notfall.
Letzter Tipp: Schau regelmäßig, was sich bei den Empfehlungen von Behörden tut. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz veröffentlicht aktualisierte Checklisten für Medikamentenvorräte. Was heute gilt, kann morgen veraltet sein. Dieser ständige Wandel ist vielleicht nervig, gibt uns aber die größte Sicherheit in der Katastrophe.