Wenn du Geld mit TikTok verdienst - ob durch Sponsoring, den Creator Fund, Affiliate-Links oder Verkäufe über dein Profil - dann fragst du dich zu Recht: Muss ich Steuern auf TikTok-Einnahmen zahlen? Die Antwort ist einfach: Ja. Und zwar in Österreich genauso wie bei jedem anderen Einkommen. Es gibt keine Steuer-Loch für Social-Media-Influencer. Der Staat sieht dein TikTok-Geld nicht als Nebenverdienst im Sinne von „ein bisschen Spaß“ an, sondern als gewerbliche Tätigkeit - wenn du damit regelmäßig und mit Absicht Geld verdienst.
Wann gilt TikTok als Gewerbe?
Es geht nicht darum, wie viele Follower du hast. Es geht darum, ob du systematisch Geld verdienst. Wenn du einmal im Monat ein Produkt mit einem Affiliate-Link bewirbst und dafür 50 Euro bekommst - das ist noch kein Gewerbe. Aber wenn du drei Mal pro Woche Sponsoring-Posts machst, regelmäßig mit Marken zusammenarbeitest und monatlich 1.000 Euro oder mehr verdienst, dann bist du gewerblich tätig. Die Finanzbehörden sehen das als selbständige Tätigkeit an - auch wenn du keinen Laden hast, keinen Vertrag unterschrieben hast und „nur“ TikTok nutzt.Ein Beispiel aus der Praxis: Eine 22-jährige Studentin aus Linz macht jeden Dienstag und Donnerstag Rezepte auf TikTok. Sie hat 85.000 Follower. Im letzten Jahr hat sie 12.000 Euro durch Markenpartnerschaften verdient. Sie hat keine Rechnung geschrieben, keine Steuererklärung abgegeben - und bekam ein Schreiben der Finanzbehörde. Die Antwort: „Sie sind gewerblich tätig. Steuern nachträglich fällig.“
Welche Steuern fallen an?
Wenn du aus TikTok Geld verdienst, zahlt du drei Dinge:- Lohnsteuer oder Einkommensteuer: Das ist dein Hauptsteuerposten. Du zahlst je nach Einkommen zwischen 20 % und 50 %. Der erste Teil deines Einkommens ist steuerfrei (Grundfreibetrag 2025: 11.000 Euro pro Jahr). Alles darüber wird progressiv besteuert.
- Sozialversicherungsbeiträge: Wenn du gewerblich tätig bist, musst du dich bei der SVS (Sozialversicherung der Selbständigen) anmelden. Das kostet mindestens 150 Euro pro Monat - und das ist kein Luxus, sondern deine Krankenversicherung, Pension und Arbeitslosenversicherung.
- Umsatzsteuer: Wenn du mehr als 30.000 Euro Umsatz im Jahr machst, musst du Umsatzsteuer abführen. Das ist 20 % auf deine Einnahmen - aber du kannst die Umsatzsteuer, die du an Lieferanten zahlst (z. B. für Kamera, Licht, Software), wieder absetzen.
Einige Influencer denken: „Ich mache das als Hobby.“ Aber das ändert nichts. Die Finanzbehörden schauen nicht auf deine Absicht, sondern auf deine Tätigkeit. Wenn du regelmäßig Geld verdienst, ist es Gewerbe - egal ob du es „Hobby“ nennst oder nicht.
Was ist mit dem TikTok Creator Fund?
Der TikTok Creator Fund zahlt dir Geld, wenn deine Videos viele Aufrufe haben. Klingt wie ein Geschenk? Ist es nicht. Es ist Einkommen. Und es wird als Einkommen aus selbständiger Tätigkeit behandelt. Du bekommst eine Zahlungsbestätigung von TikTok - das ist deine Einkommensquellen-Beleg. Du musst es in deiner Einkommensteuererklärung angeben. Auch wenn du kein Rechnungswesen führst: Du musst deine Einnahmen dokumentieren. Eine einfache Excel-Tabelle mit Datum, Betrag und Quelle reicht aus.Wie meldest du dich richtig an?
Wenn du deine TikTok-Einnahmen steuerlich richtig regelst, musst du drei Schritte gehen:- Beim Finanzamt anmelden: Gehe ins Finanzamt deiner Gemeinde und melde dich als „selbständige Tätigkeit“ an. Du bekommst eine Steuernummer und eine UID-Nummer (falls du Umsatzsteuerpflichtig wirst).
- Bei der SVS anmelden: Gehe auf svs.at und melde dich als selbständig tätig an. Du zahlst monatlich mindestens 150 Euro. Wenn du mehr verdienst, steigt dein Beitrag - aber du bekommst auch bessere Leistungen.
- Einkommensteuererklärung abgeben: Jedes Jahr bis zum 30. Juni musst du deine Einkommensteuererklärung abgeben. Dort trägst du deine TikTok-Einnahmen unter „Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit“ ein. Du kannst alle Ausgaben absetzen: Kamera, Licht, Mikrofon, Software, Reisekosten zu Drehorten, sogar deine Internetrechnung - wenn du es nachweisen kannst.
Ein Tipp: Nutze die kostenlose Steuerberatung der Wirtschaftskammer Österreich. Viele Influencer nutzen sie - und sie helfen dir, die richtigen Ausgaben abzusetzen. Du sparst mehr, als du für einen Steuerberater ausgibst.
Was passiert, wenn du es nicht meldest?
Viele denken: „Die kommen doch nie auf mich.“ Aber das stimmt nicht. Die Finanzbehörden haben in den letzten Jahren massiv in digitale Einkünfte investiert. Sie bekommen Daten von TikTok, PayPal, Stripe und Banken. Wenn du über 1.000 Euro pro Monat verdienst und es nicht meldest, wirst du wahrscheinlich kontrolliert.Die Folgen sind ernst: Rückständige Steuern, Zinsen (bis zu 4 % pro Jahr), Bußgelder bis zu 10.000 Euro - und in schweren Fällen sogar strafrechtliche Konsequenzen. Du verlierst nicht nur Geld, sondern auch Glaubwürdigkeit. Marken arbeiten nicht mehr mit dir, wenn sie sehen, dass du steuerlich unordentlich bist.
Was kannst du absetzen?
Du zahlst Steuern auf deinen Gewinn - nicht auf deinen Umsatz. Das bedeutet: Du kannst alles absetzen, was du für deine TikTok-Tätigkeit brauchst. Hier sind die häufigsten und wichtigsten Ausgaben:- Handy, Kamera, Mikrofon, Licht, Stativ
- Software: CapCut, Adobe Premiere Rush, Canva, Audacity
- Internet- und Mobilfunkkosten (anteilig, z. B. 60 %)
- Reisekosten zu Drehorten (Bahn, Auto, Parken)
- Marketingkosten: Werbung für dein Profil, Paid Promotion
- Verpflegung bei Dreharbeiten
- Steuerberater oder Buchhaltungssoftware
- Haftpflichtversicherung für Influencer
Wichtig: Du musst Belege haben. Eine einfache Rechnung von Amazon oder PayPal reicht. Keine Sorge - du musst keine teure Buchhaltung haben. Eine Excel-Tabelle mit Datum, Betrag, Zweck und Belegnummer ist völlig ausreichend.
Wie viel verdienst du wirklich?
Viele Influencer vergessen: Du verdienst nicht das, was TikTok dir zahlt - du verdienst das, was nach Steuern und Ausgaben übrig bleibt. Beispiel: Du verdienst 5.000 Euro im Monat. Du hast 1.200 Euro Ausgaben. Dein Gewinn ist 3.800 Euro. Davon gehen 20 % Einkommensteuer (760 Euro) und 150 Euro Sozialversicherung ab. Du hast also 2.890 Euro Netto. Das ist kein „schnelles Geld“. Das ist ein kleines Unternehmen mit einem einzigen Mitarbeiter: dir.Wenn du nur 500 Euro im Monat verdienst, musst du dich nicht anmelden - aber du musst trotzdem die Einkünfte in deiner Einkommensteuererklärung angeben, wenn du schon steuerpflichtig bist (z. B. weil du einen Nebenjob hast). Die Finanzbehörden verlangen Vollständigkeit - nicht nur bei großen Beträgen.
Was ist mit ausländischen Zahlungen?
Wenn du von einer Marke aus Deutschland, der Schweiz oder den USA bezahlt wirst - bleibt es gleich. Österreich verlangt Steuern auf weltweites Einkommen, wenn du hier wohnst. Du musst die Einnahmen in Euro umrechnen und in deiner Steuererklärung angeben. Du kannst keine Steuer im Ausland zahlen und dann in Österreich nichts - das funktioniert nicht.Einige Influencer nutzen ausländische Konten, um Steuern zu vermeiden. Das ist illegal. Die Finanzbehörden wissen, wie du Geld bekommst - egal von wo. Sie haben Abkommen mit fast allen Ländern. Du kannst nicht ausweichen. Du kannst nur ordentlich machen.
Was ist mit Kindern und Jugendlichen?
Wenn du unter 18 bist und Geld mit TikTok verdienst, gelten die gleichen Regeln. Deine Eltern müssen dich anmelden. Du kannst nicht einfach „nur“ ein Kind sein und Steuern ignorieren. Die Finanzbehörden haben schon mehrere Fälle von Teenagern verfolgt, die 10.000 Euro im Jahr verdient haben - und nicht angemeldet waren. Die Eltern haften.Ein 16-jähriger aus Salzburg hat 2024 über 8.000 Euro mit TikTok verdient. Seine Eltern haben ihn nicht angemeldet. Im Herbst 2025 bekamen sie eine Rechnung über 3.200 Euro Steuern und Bußgelder. Sie hätten mit einer einfachen Anmeldung bei der SVS und einer Steuererklärung 1.500 Euro gespart.
Was kommt als Nächstes?
Die Regeln werden strenger. Die EU plant eine digitale Steuertransparenz, die alle Plattformen verpflichtet, Einkommensdaten an die Finanzämter zu melden. TikTok wird bald auch in Österreich automatisch Daten an das Finanzamt senden. Du wirst nicht mehr selbst entscheiden können, ob du meldest - das wird für dich erledigt. Und wenn du nicht mitgezogen bist, wird es teuer.Die Zeit, in der man „nur“ Spaß hat und Geld verdient, ist vorbei. TikTok ist kein Spiel - es ist ein Job. Und wie jeder Job muss er ordentlich gemacht werden.
Muss ich Steuern zahlen, wenn ich nur 200 Euro im Monat mit TikTok verdiene?
Ja - aber nur, wenn du schon steuerpflichtig bist (z. B. weil du einen Hauptjob hast). Wenn du nur 200 Euro im Monat verdienst und kein anderes Einkommen hast, musst du dich nicht als Gewerbe anmelden. Aber du musst die Einnahmen in deiner jährlichen Einkommensteuererklärung angeben. Die Finanzbehörden verlangen Vollständigkeit - auch bei kleinen Beträgen.
Kann ich meine Steuern mit einer App berechnen?
Ja. Apps wie „SteuerGo“ oder „FinanzOnline“ helfen dir, deine Einkünfte aus TikTok zu erfassen und die Steuerlast zu berechnen. Sie verbinden sich mit deinen Bankkonten und erkennen automatisch Einnahmen. Aber sie ersetzen keine Steuerberatung. Für komplexere Fälle (z. B. mit Umsatzsteuer oder mehreren Einkommensquellen) lohnt sich ein Gespräch mit der Wirtschaftskammer.
Was ist mit Geschenken von Marken? Muss ich die auch versteuern?
Ja. Wenn dir eine Marke ein kostenloses Produkt schickt, das du in einem Video nutzt, ist das ein Sachbezugs-Einkommen. Du musst den Marktwert des Produkts als Einkommen angeben. Ein Smartphone im Wert von 1.200 Euro ist dann 1.200 Euro Einkommen. Du kannst den Wert als Ausgabe absetzen, wenn du das Produkt für deine Inhalte nutzt - aber du musst es erst als Einkommen melden.
Ich mache nur Videos, ohne Werbung. Muss ich trotzdem Steuern zahlen?
Nur wenn du Geld vom TikTok Creator Fund bekommst - dann ja. Wenn du keine Werbung, keine Sponsoring-Posts und keinen Creator Fund nutzt, und deine Videos nur für Spaß sind, dann nein. Aber sobald du auch nur einmal einen Link zu einem Produkt teilst und eine Provision bekommst, gilt das als Einkommen. Die Grenze ist fließend - aber der Staat schaut auf die Tatsache, nicht auf deine Absicht.
Wie lange muss ich meine Belege aufbewahren?
Sieben Jahre. Das ist die gesetzliche Aufbewahrungsfrist für Steuerunterlagen in Österreich. Das gilt für Rechnungen, Bankauszüge, E-Mail-Verläufe mit Marken und sogar Screenshots von TikTok-Zahlungen. Wenn du deine Belege nicht hast, kannst du keine Ausgaben absetzen - und musst mehr Steuern zahlen.
Andreas Krokan
Dezember 4, 2025 AT 19:17Hey, danke für den klaren Überblick! Ich hab’s auch erst als Hobby gesehen, bis mir die Finanzbehörde geschrieben hat. Jetzt mach ich eine Excel-Tabelle und lass mich von der WK beraten. Einfach, aber lebenswichtig.